„Die Sowjetzeit soll glänzen“

erschienen in Frankfurter Rundschau, am 21. August 2015

„Das Denkmal des ‚Eisernen Felix‘, des Chefs der berüchtigten sowjetischen Geheimpolizei Felix Dserschinski, es hatte so gut wie keinen Kratzer abgekommen, als es im August 1991 von seinem angestammten Platz entfernt wurde. Bis dahin hatte der Koloss mehr als drei Jahrzehnte an der Lubjanka gestanden, vor dem Hauptquartier des KGB, dem Sitz des heutigen Inlandsgeheimdienstes FSB. Im neuen Russland fristet es sein Dasein abgestellt in einem Park. Anderenorts hat man die Büsten der kommunistischen Helden schlicht versenkt – wie vor der Krim, wo sie nun eine Taucherattraktion sind. Geht es nach den Kommunisten in Russland, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die alten Denkmäler wieder in vollem Glanz erstrahlen sollen. (…)“

Es geht darum, wie die Sowjetzeit eingeebnet werden soll, eingeebnet in einen Diskurs der Nationenwerdungsgeschichte. Eine Geschichte, die bestimmte Abschnitte hat, auch düstere. Unter Putin wird die Sowjetzeit klein in ihrer Bedeutung, wenn der Blick aufs große Ganze fällt, sie wird vor allem wichtig zum Bedienladen für Symbolik, vertraute Symbolik. Heraus kommt das Ermuntern von Kommunisten und Neo-Stalinisten, die das Erinnern lieber ganz anders pflegen wollen. Auch an den Gulag. Sie haben Auftrieb wie nie. Das hat eine ungeheure Dynamik in der Gesellschaft ausgelöst – auch in ihrem Verhältnis zu Stalin.

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