„Es wird gut sein“

erschienen in Berliner Zeitung, am 5. Januar 2016

Russlands Führung sucht die Zukunft des Landes in der früheren Sowjetunion. Trotzdem soll der Opfer des einstigen Regimes jetzt erstmals ein offizielles Mahnmal gesetzt werden. Arseni Roginski, führender Vertreter der Menschenrechtsorganisation ‚Memorial‘ in Moskau, über ein mögliches Gedenken, das im gegenwärtigen Russland eigentlich unmöglich scheint.

Das erste Mal in Russlands Geschichte will man in Moskau ein Mahnmal als landesweiten Gedenkort für die Opfer politischer Repression errichten. Ihre Organisation hat immer darauf hingearbeitet. Freut Sie das?
Ja, das tut es. Auch wenn mir klar ist, dass es eine bittere Note hat und schon die Tatsache an sich Erstaunen hervorrufen muss, dass es ausgerechnet Wladimir Putin ist, der das beschließt. Es läuft seiner Politik komplett zuwider. Ich halte das Mahnmal aber trotzdem für sehr wichtig, denn die Gedenkkultur in meinem Land ist in einem katastrophalen Zustand. Man muss sich
der Opfer erinnern, insbesondere wenn das im Namen des Staates geschieht. Lehrer werden mit ihren Schülern zu dem neuen Gedenkort hingehen und sagen: Da, schaut hin! Es wird gut sein, dass es das Mahnmal gibt.

(…)“

Ein Interview mit Arseni Roginski, das vor allem die Brüche und Widersprüche des gegenwärtigen Russlands hervorholt. Sie treten an diesem Thema – dem geplanten landesweiten, ersten offiziellen Mahnmal für die Opfer des Stalinismus – besonders deutlich hervor.

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